Gebet 

Gebet und Glaube gehen Hand in Hand. Beten ist die allererste Pflicht eines Christen, eine Pflicht die viel Zeit kostet, siehe 1. Thess. 5:17: Betet ohne Unterlass. Wer betet, soll „im Heiligen Geist“ beten, siehe Eph. 6:18: Und betet stets in allem Anliegen mit Bitten und Flehen im Geist, und wachet dazu mit allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen ... Ohne herzliches Bitten und Flehen zu Gott hat der Glaube, der zur ewigen Seligkeit führen soll, keine Chance. Das gelegentliche Gebet nützt kaum. Beten muss eindringlich und anhaltend sein. Darin beweist sich Glaube. Denn dass Gott gibt, was seine Kinder bitten, ist verbrieft, siehe Mark. 11,24: Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden. Es gibt keine Einschränkung, was Gott auf unser Gebet hin tun wird, selbst Berge ins Meer versenken geht, siehe Mark. 11:23: Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen, was er sagt. Nur wer sicher ist, dass er bekommen wird, worum er bittet, ist auch gewillt, die erforderliche Zeit und Anstrengung fürs Beten aufzubringen.

Es mag manch einem Menschen komisch vorkommen, vielleicht sogar lächerlich, dass jemand so viel oder so viele Male täglich betet und dabei oft dieselben Bitten vorträgt. Warum ist das erforderlich? Darauf gibt die Bibel keine Antwort. Auch nicht darauf, warum der Glaube gefordert wird, damit man mit seinen Bitten erhört wird. Aber beides, viel Gebet und Glauben, ist nötig und in der unsichtbaren Welt wirkungsvoll.

Luther verwendete mindestens drei Stunden seiner besten Zeit fürs tägliche Gebet. Er sagte, an dem Tag, an dem er nur zwei Stunden betet, hat der Teufel schon gewonnen. Die mediale Ablenkung unserer Tage hat viele Folgen, aber ganz besonders die, dass Gottes Geist nicht in uns bleibt und darum der Antrieb zum ernsten Gebet verschwindet. Viele Christen erbitten von Gott nur Geringfügiges oder haben keine konkrete Erwartung, weil sie nicht enttäuscht werden wollen. Wer um Wunder bittet, braucht Glauben und eine große Beharrlichkeit. Beides ist ohne Gottes Geist nicht möglich. Im Gleichnis von der Witwe und dem ungerechten Richter lautet das Fazit Jesu (Luk. 18,7-9): Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's mit ihnen verziehen? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze. Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, dass er auch werde Glauben finden auf Erden? Wer hier genau liest, kann erkennen, dass 1.) Gottes Auserwählte in Situationen kommen, in denen sie nicht gepflegt beten, sondern Tag und Nacht zu Gott rufen müssen, dass 2.) Gott seine Antwort hinauszögert, dass 3.) er nach einer gewissen Verzögerung dann doch schnell handelt und dass 4.) diese Abfolge nur erlebt, wer Glauben hat und sich im sehr fleißigen, drängenden Gebet nicht entmutigen lässt.

Wie drängend und intensiv Gebet sein kann und oftmals sein muss, kann man an Jesu Beispiel lernen, Hebr. 5:7: Und er hat in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert zu dem, der ihm von dem Tode konnte aushelfen; und ist auch erhört, darum dass er Gott in Ehren hatte. Das „Schreien“ zu Gott öffnet Türen, Psalm 34:15: Die Augen des HErrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Solche Art zu Beten ist kaum möglich ohne zwingende, hoffnungslos anmutende Umstände, ist kaum möglich ohne Einsicht in die Notwendigkeit, ist kaum möglich ohne Überzeugung, dass es eine Ewigkeit in Himmel oder Hölle gibt. Die Umstände, die Einsicht, die Überzeugung, sind Gottes Gabe. Luther behauptet, dass die Not, die die Kinder Gottes erleben, nicht die Folge ihrer persönlichen Fehlentscheidungen ist, sondern ihre Bestimmung, Psalm 4:4: Erkennet doch, dass der HERR seine Heiligen wunderlich führet! Der HERR höret, wenn ich ihn anrufe. [Luther-Übersetzung 1545] Wunderlich geführt will heißen: in Trübsal geführt, woraufhin sie zu Gott beten müssen, woraufhin Gott dann an ihnen wundersam handelt. Luther warnt davor, statt auf Gott zu warten, selbst aktiv zu werden. Er sagt, damit verhindere man die Werke Gottes. In seinem Kommentar zu Psalm 4 (Walch2) schreibt er, dass wenn du ... in deiner Not ... nicht den göttlichen Willen erkennst, ihn leidest [feras] und lobst, so musst du dich notwendigerweise an diesem Kreuze ärgern und deine Zuflucht nehmen zu deinem Tun, wo du denn alsbald ein Götzendiener wirst, und die Ehre, die Gott gebührt, der Kreatur beilegst. Es ist das Privileg und das Kennzeichen der Kinder Gottes, dass Gott für sie handelt.

Der heilige Geist teilt sich seinen Platz im Herzen eines Menschen nicht mit dem Geist der Welt. Wer den Beistand des heiligen Geistes im Gebet sucht, der wird bald merken, dass ein gottesfürchtiger Lebenswandel nötig ist: dass man Gott mit Fleiß suchen muss, dass man Gottes Wort glauben muss, dass man andere nicht übervorteilen darf, dass man seine Zunge im Zaum halten muss, dass man den Feiertag heiligen muss etc. Das Beten funktioniert sonst nicht, siehe 1. Joh. 3:22: ... und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist. Das Beten funktioniert aber auch ohne Glauben nicht, Hebr. 11:6: Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde. Der Glaube, auf den Gott achtet, wird durch viel Gebet größer.

Für den Menschen ist es schwer zu wissen, was vor Gott gute und schlechte Taten sind. Man kann die eigenen Aktivitäten zu Unrecht für gute Werke halten. Wenn man Gott nicht von Herzen sucht (indem man viel betet), besteht die Gefahr, dass man, ohne es zu merken, böse handelt. Ein Beispiel dafür findet man in 2. Chr. 12:14, wo von König Rehabeam gesagt wird: Aber er that Böses; denn er hatte sein Herz nicht fest darauf gerichtet, Jehova zu suchen. [van-Ess-Übersetzung]

Die ewige Seligkeit lässt sich nur erlangen, wenn man alle Kräfte, ja, sein ganzes Leben dafür opfert, siehe 5. Mose 4:29: Wenn du aber daselbst den HErrn, deinen Gott, suchen wirst, so wirst du ihn finden, wenn du ihn wirst von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen. Man wird Gott durch Gebet nicht finden und einem Betrug aufsitzen, wenn man Gott mit weniger als allen seinen Kräften sucht. Siehe auch das wichtigste Gebot, Markus 12:29-30: Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot vor allen Geboten ist das: „Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einiger Gott; und du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften.“ Das ist das vornehmste Gebot.

Man kann die Wirkung seines Gebets sehr steigern, wenn man Zeiten des Fastens anberaumt.