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1. Mose 1 (Luther-Übersetzung von 1912)
1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
3 Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.
4 Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis
5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern.
Was hier als Feste oder Firmament bezeichnet wird, heißt im Urtext Ausdehnung. Weil nach Vers 14 in dieser Ausdehnung die Sterne lokalisiert sind, ist mit „Feste“ wohl der sichtbare Himmel gemeint. Dann müsste es Wasser oberhalb oder sozusagen hinter dem Weltall geben: eine kugelförmige Wasserumhüllung des Alls. Psalm 148:4Lobet ihn, ihr Himmel der Himmel (vgl. 5. Mose 10,14), und ihr Wasser oberhalb des Himmels! [Menge-Übersetzung] sagt dasselbe. Die Folgen solch einer Himmelsarchitektur für die Kosmologie: Das Universum ist viel kleiner als gemeinhin behauptet wird. Sterne und Galaxien spiegeln sich am Wasserhintergrund des Alls. Ein großer Teil der Sterne und Galaxien sind dann nur Spiegelbilder. Wurden sie optisch mehrmals hin- und herreflektiert, ist der Energieverlust höher und führt zu einer Rotverschiebung ihrer Spektra. Solche Wassermengen, die ein Kugel astronomischer Größe umhüllen könnten, sind jenseits unserer Vorstellung und auch in keinem Verhältnis zum Volumen der Erde. Der Petrusbrief macht zusätzliche, schwierige Angaben: 2. Petr. 3:5Aber aus Mutwillen wollen sie nicht wissen, dass der Himmel vorzeiten auch war, dazu die Erde aus Wasser, und im Wasser bestanden durch Gottes Wort; ....
Der Kommentar zu Vers 7 ist eine alternative Deutung, oder eine zusätzliche.
7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also.
Das folgende Argument wird seit Jahrzehnten von einigen Bibelauslegern vertreten, hat auch Plausibilität, reduziert die „Feste“ aber auf die irdische Atmosphäre: Das Volumen aller Meere beträgt 1,5 · 1018 Kubikmeter. Das sind 1,5 · 10 18 Tonnen Wasser. Der Wassserdampf der Atmosphäre summiert sich auf weniger als 0,001 % dieses Volumens. Es ist zweifelhaft, dass in Vers 7 die Abtrennung von weniger als 0,001 % des Meerwassers gemeint ist. Es muss so viel Wasser abgetrennt worden sein, dass eine Erwähnung gerechtfertigt ist. Vielleicht war es ja Wasser weit über der Troposphäre, die heute unser Wetter bestimmt. In den höheren Regionen wird es heißer, so dass dort vielleicht große Mengen Wasserdampf gebunden waren. Solch ein Wasserdampfgürtel hätte ein gleichförmiges feucht-warmes Klima zur Folge gehabt: kein Wind, kein Regen, schwache direkte Sonnenstrahlung und somit kaum UV- und andere schädliche Strahlungsanteile. Vielleicht war solch ein Wasserdampfgürtel eine der Wasserquellen der Sintflut, denn ein 40 Tage dauernder globaler Regenfall (Genesis 7) ist unter heutigen klimatischen Bedingungen undenkbar. Es passt auch, dass die in der Bibel genannten Lebensalter der Menschen vor der Sintflut sehr hoch waren und danach nicht mehr.
8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der andere Tag.
9 Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter, dass man das Trockene sehe. Und es geschah also.
10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.
11 Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und es geschah also.
12 Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
13 Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.
Die These, dass sich hinter einem Schöpfungstag in Wirklichkeit je eine Epoche verbirgt, scheitert u. a. daran, dass dann Pflanzen eine Epoche lang ohne Sonnenlicht hätten leben müssen.
14 Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre
15 und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf Erden. Und es geschah also.
Hier sind vermutlich auch die Sterne gemeint. Der Kosmos mit Sonne, Mond und Sternen wird in der Schöpfungswoche speziell für die Erde eingerichtet, ihr zu dienen: Sonne, Mond und Sterne haben die Aufgabe, auf die Erde zu scheinen und für die Erde Zeitgeber zu sein. Die kopernikanische Weltsicht, die die Erde und den Menschen auf ihr zur Unbedeutsamkeit herabstufen will, ist offensiv gegen Gottes klares Wort gerichtet.
Der 24-Stunden-Tag ist schon seit dem ersten Schöpfungstag vorhanden. Worauf sich der 24-Stunden-Zyklus gründet, ist nicht klar. Es könnte sein, dass sich die Erde an ihrem Ort um die eigene Achse dreht, aber es gibt Bibelstellen und es gibt experimentelle Evidenz, die nahelegen, dass die Erde stationär und ohne Eigenrotation ist, siehe den nachfolgenden Kommentar zu Vers 16.
16 Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne.
17 Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde
18 und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.
19 Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.
20 Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels.
21 Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Die „Walfische“ sind Luthers Wortwahl. Das Hebräische könnte Wale oder Seeungeheuer bedeuten. Dass man Wale heute nicht zu den Fischen zählt, sondern zu den Säugetieren, kann man Luther nicht vorwerfen. An dem Wort Walfisch offenbart sich darum auch nicht irgendeine naturkundliche Unkenntnis der Bibel.
22 Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden.
23 Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.
24 Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art. Und es geschah also.
25 Und Gott machte die Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art, und allerlei Gewürm auf Erden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Zweierlei ist gesagt über die Erschaffung der Tiere: Die Erde solle sie hervorbringen (V. 24) und: Gott machte sie (V. 25). Das Wort „Art“, das Luther hier gebraucht, wurde Jahrhunderte später für das Fach Biologie in Anlehnung an die Begrifflichkeit des Schöpfungsberichts genauer definiert: Es ist eine Gruppe von Individuen, die sich untereinander vermehrt.
26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
Das hebräische Wort für „Mensch“ ist adam und bedeutet: rötlich, oder im Gesicht errötend. Nur der nordeuropäische, weiße Menschentyp hat heute noch diese rötliche Farbe an Haaren oder Gesicht, siehe auch hier.
27 Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.
Adam wurde geschaffen Gott zum Bilde. Dass die Frau ebenfalls im Bilde Gottes erschaffen wurde, mag man vermuten, steht hier aber nicht, wohl aber, dass beide von Gott erschaffen wurde. Eva wurde auf anderem Wege erschaffen als Adam: aus der Seite Adams genommen (siehe Gen. 2:7). Sie wurden verschieden erschaffen: eben als Mann und Frau. Das hier verwendete Wort für „Mann“ ist im Hebräischen ein Adjektiv (Transliteration: zakar) und bedeutet: männlich. Der Stamm dieses Adjektivs ist ein Verb (ebenfalls: zakar) mit der Bedeutung: erinnern, anerkennen. Auch das Wort für „Frau“ in Vers 27 ist im Hebräischen ein Adjektiv (nqebah) und bedeutet: weiblich. Der Stamm dieses Adjektivs ist ein Verb (naqab) mit der Bedeutung: durchbohren, lästern, verfluchen.
Wenn der Mensch im Bilde Gottes geschaffen war, ihm ähnlich, war in ihm keine Neigung zu irgendeiner Bosheit. Der Sündenfall aus Genesis 3 muss darum auf besonders raffinierte Weise von außen herbeigeführt worden sein.
28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der ganzen Erde und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise,
Das Gebot zur vegetarischen Kost bezieht sich auf die Zeit vor dem Sündenfall. Auch alle Tiere aßen ausschließlich Pflanzen:
30 und allem Getier auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei grünes Kraut essen. Und es geschah also.
31 Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
Die Finsternis, in deren Heimstatt Gott seine Schöpfung platziert, ist nach wie vor Finsternis, nur die Schöpfung, alles das, was Gott in diesen sechs Tagen gemacht hat, ist sehr gut. Dieses hohe Lob scheint nicht angebracht für die jetzigen natürlichen Lebensbedingungen auf der Erde. Man muss aber berücksichtigen, dass die Bibel von einem Sündenfall nach der Schöpfung berichtet, durch den sich die Lebensbedingungen und die Physiologie der Geschöpfe verändert haben. Darüber hinaus hat die Sintflut einige Zeit nach dem Sündenfall das Aussehen der Erde und ihr Klima sehr verändert.
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