Meta-Gene 

Ein Gen ist verantwortlich für die Kodierung eines Eiweißes, Hormons o. ä., und somit mittelbar verantwortlich oder mitverantwortlich für die Ausbildung eines Merkmals. Inwischen hat man für einige Spezies die Zahl und Lage der Gene auf den Chromosomen genau bestimmt. Die Summe aller kartierbaren Gene und der daraus ableitbaren Merkmale begründet aber nicht annähernd hinreichend das phänomenale Ausmaß an Information, über das ein Organismus verfügt:

••  Die Gene liegen aneinandergereiht auf den Chromosomen. Der Mensch z. B. besitzt 23 Chromosomenpaare. Alle Chromosomen befinden sich im Zellkern. Jede Körperzelle hat einen Zellkern. Im Zellkern einer jeden Körperzelle befindet sich dieselbe, komplette genetische Information. Je nachdem, wo die Zelle liegt, wird sie zur Muskelzelle, Schleimhautzelle, Sinneszelle usw. Die Zelle muss haargenau wissen, wo sie sich befindet; als Hautzelle: ob im Bereich der Nasenspitze oder im Bereich der Lippen. Mit dem Hinweis, Gene können ein Eiweiß kodieren, ist dieses präzise Wissen der Zelle um die eigene Lage im Körper nicht erklärt.

••  Beim Schmetterling sind die Zellen, die die Flügel aufbauen, recht groß. Wenige hundert oder wenige tausend Zellen stellen einen Verbund dar, der ein Muster aus Flecken, Farben und Linien enthält – wie in nebenstehender Zeichnung. Es ergibt sich, dass z. B. eine Zelle schwarz pigmentiert ist und die Nachbarzelle orange. Woher weiß nun die eine Zelle, dass sie schwarz werden muss, die andere aber orange? Woher weiß also die Zelle, an welchem Ort sie liegt? Wie kann man überhaupt Linien und Muster genetisch kodieren? Die Zahl der Gene ist zu gering und ihre Beschaffenheit ist ungeeignet, die hier beschriebenen Fähigkeiten der Zellen herzuleiten. Es gibt jedoch Hinweise, dass im Code der Gene weitere Informationen enthalten sind, die die Details einzelner Gene und zugleich die Details vieler anderer benachbarter Gene auf einer Meta-Ebene involvieren. Die Wahrscheinlichkeit der Selbstentstehung von Genen und darübergelegten Meta-Genen ist noch einmal um Größenordnungen geringer als die der schon auf der Seite Rechenaufgabe als unmöglich erwiesenen Selbstentstehung einzelner Gene.

••  Manche Gene sind da, um andere Gene zu schalten. Spezielle und getrennt liegende Hox-Gene haben übergeodnete Bedeutung für die Gesamtarchitektur eines Organismus. Die Sequenz der Hox-Gene ist bedeutsam. Manche Hox-Gene schalten Hunderte von Effektorgenen. Die Entstehung der Hox-Gene muss in Abhängigkeit von den Effektorgenen erfolgt sein. Eine zufallsgesteuerte Entstehung scheidet hier aus.

••  Dass manche Gene auf einem langen DNS-Strang andere Gene schalten, kann man auf einem 2D-Modell visualisieren. Die Interaktion der Gene ist aber dreidimensional: Gene sind zu einer 3D-Struktur aufgefaltet, die weitere Funktionen nach sich ziehen. Die Sequenz der 2D-Genanlage muss also so angelegt sein, dass sie als 3D-Anlage funktioniert. Unter besonderen Bedingungen – veränderte Umweltbedingungen oder beim normalen Altern des Organismus – wird eine bestehende 3D-Anlage des Genstrangs modifiziert. Dadurch werden dann andere Gene exprimiert. Man könnte die optionale oder zeitabhängige Modifikation der DNS-3D-Struktur als vierte Dimension ansehen. Diese vierte Dimension setzt voraus, dass in der modifizierten 3D-Struktur, neue der 3D-Struktur innewohnenden Mechanismen wie auch die alten 2D-Interaktionen funktionieren. In alledem muss man vermuten, bleiben Metagene als höhere Kodieroption relevant. Wer auch hier noch nicht den sicheren Hinweis auf intelligentes, göttliches Design sieht, sollte sich vielleicht mit einfacherer Materie beschäftigen.

••  Seit etwa dem Jahr 2000 verkündigten verschiedene Forschungsgruppen, dass sie das menschliche Genom entschlüsselt hätten. Bei der Zahl der Gene waren sie sich nur ungefähr einig: etwa 20.000 Gene mit gut 3 Milliarden Nukleotiden (oder auch Basenpaaren). Das sind weniger Gene als man vorher gedacht hatte. Nun taucht ein neuer Begriff auf: „dunkle DNA“ (so ähnlich wie „dunkle Materie“ im All). Man findet, dass 20.000 Gene zur Synthese von 20.000 Eiweißen einen Organismus nicht erklären können und mutmaßt, dass die 20.000 bekannten eiweißkodierenden Gene nur 2% der genetischen Information ausmachen, 98% seien anderer Art und unverstanden.


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