Glühende Erde 

Dass der Mensch den „Weltraum“ erforscht, ist eine große Übertreibung. Rechts oben an der roten Erdballgrafik sieht man einen gelben Punkt. In dieser Höhe von gut 400 km über der Erdoberfläche schwebt die internationale Raumstation ISS, in der sich die „Sternenfahrer“ (= Astronauten) befinden. Die Erde, auf die die Menschen direkten Zugriff haben, sollte besser erforscht sein, könnte man denken. Das ist sie aber nicht.

••  Unsere Erde hat einen Durchmesser von 12750 km. Die feste Erdkruste ist nur hauchdünn: Unter den Kontinenten ist sie etwa 35 km dick, unter den Meeren etwa 7 km. Darunter beginnt der Erdmantel. Beim Übergang von der Erdkruste zum Erdmantel (Mohorovicic-Diskontinuität) schätzt man die Temperatur auf 700 bis 900 Grad Celsius. Kein Bohrwerkzeug kann bei diesen Temperaturen noch arbeiten. Die tiefsten Bohrungen reichen nur gut 12 km tief, die tiefste Bohrung in Deutschland (Windischeschenbach) ging auf 9101 m hinab. Dort betrug die Temperatur 265 Grad Celsius. Die Fachleute sind erstaunt über den schnellen Temperaturanstieg wie auch darüber, dass Vulkane neben Lava und Staub auch Wasserdampf und Schwefel ausstoßen. Das Innenleben der Erde ist komplex und unerforscht. In der Zeichnung rechts trägt der Globus einen grünen Rand, der zu Illustrationszwecken willkürlich maßstabgetreu 127 km Dicke anzeigt. Das ist 10-mal dicker als die tiefste Bohrung in die Erdkruste und mehr als 5-mal dicker als die mittlere Dicke der Erdkruste selbst.

Die Erde soll zum Zeitpunkt ihrer Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren zunächst als glühende Materie vorgelegen haben, die sich kontinuierlich abkühlte, bis vor etwa 3,9 Milliarden Jahren Wasser kondensierte, weil Temperaturen unter 100 Grad Celsius erreicht waren. Die Erdoberfläche kühlte sich noch weiter ab, denn die Evolution des Lebens, die vor etwa 3,5 Milliarden Jahren begonnen haben soll, erforderte mittlere Temperaturen zwischen etwa 10 und 30 Grad Celsius. Im Innern der Erde soll es also seit Milliarden Jahren gleichbleibend heißglühend sein, etwa 6000 Grad Celsius, auf der dünnen, filigranen Erdoberfläche soll es jedoch anfangs eine enorme Abkühlung gegeben haben, dann aber sollen die Temperaturen auf der Erdoberfläche konstant im Bereich 10 bis 30 Grad Celsius geblieben sein – und das seit Milliarden von Jahren. Wie kann so etwas sein?